Humana Vintage Store in Berlin

von Trish

Ex-Filialleiterin Thea Stüker erklärt das Konzept der Second-Hand-Kette

Humana prangt über den Schaufenstern in der Oranienburger Straße 87. In ihnen hängen Crop-Tops und Kleider mit wilden Mustern aus den Sixties. Im Innern riecht es leicht muffig, die Umkleidekabine besteht aus einem dunkelblauen Vorhang mit Diddl-Mäusen darauf. Vorbei an den Rundständern mit Bubikragen-Blusen und Cordhosen geht es zum hinteren Bereich des Berliner Vintage Stores. Dort treffe ich Thea Stüker (28).

Thea Stüker hat Modedesign und Kostümgeschichte gelernt.

Vor einem Spiegel probiert Thea Stüker gerade einen flauschigen Mantel mit Leopardenmuster an, der ihr eigentlich viel zu groß ist. Ein krasser Kontrast zu ihren blauen, gelockten Haaren. „Wow, der ist toll“, sagt die damalige Filialleiterin und hängt den Mantel zurück auf die überladene Kleiderstange. Stüker ist sein sieben Jahren wieder Berlinerin und hat knapp drei Jahre bei Humana gearbeitet. Heute jobbt sie in einem anderen Second-Hand-Laden.

Gespendete Einzelteile

Vintage-Fans finden in diesem Humana-Shop in der Nähe des Hackerschen Markts überwiegend Trends aus den 90er Jahren, aber auch Klamotten aus den 20ern bis 70ern. „Es sind alles Einzelteile.“ Einzelteile, die gespendet werden. Davon lebt die Kette. Humana wurde gegründet, um Projekte in Afrika zu unterstützen. Das Unternehmen besitzt einen Nachhaltigkeitsnachweis, erklärt Stüker. Ein Prozentsatz des Erlöses kommt den Projekten zugute. Näheres dazu findest du im Nachhaltigkeitsbericht.

„Ich lebe seit neun Jahren nur noch von Second Hand.“

Thea Stüker

Kaputte oder für den Verkauf unbrauchbare Teile landen nicht im Store, sondern in Afrika. Das findet Stüker nicht so toll. Aber eigentlich gefällt ihr das Gesamtkonzept. „Ich lebe seit neun Jahren nur noch von Second Hand.“ Die junge Frau ist gelernte Schneiderin. Nach einem jahrelangen Aufenthalt in China – Stükers Papa wohnt dort – wandte sie sich von der Fast-Fashion-Industrie ab. Der Grund: Die Zustände in Asien schockierten sie. Ich muss sofort an das Rana-Plaza-Unglück denken.

„Es gibt schon so viel Kleidung auf dieser Welt“, sagt sie. Am meisten regt sie sich über Preise des Textil-Discounters Primark auf. Dort kostet ein T-Shirt drei Euro. „Irgendwo in dieser Herstellungskette sitzt ein Mensch – die Arbeiter kriegen so wenig Geld.“ Für Stüker ist Second Hand eine sinnvolle Lösung, sich individuell zu kleiden und dabei etwas für die Umwelt zu tun. „Ich steh vor allem auf richtig alte Sachen. Diese Klamotten haben eine Geschichte. Es gibt Teile, da liegt ein Krieg dazwischen und die sind super erhalten“, schwärmt sie. Eines dieser Teile hat sie im Laden entdeckt. Ein cremefarbenes Kleid, der Kragen mit Pailletten bestickt. Ein Original.

Ein Original: Der Kragen des Kleids wurde mit Pailletten bestickt.

Humana lebt von Spenden

Der Humana Store in der Oranienburger Straße 87 ist der kleinste Store in Berlin. Die Mode ist spezieller als in anderen Geschäften. Viele Touristen kommen hierher. Welches Einzelteil letztendlich auf einem Kleiderständer landet, entscheiden die Chefs, meint Stüker. Die Humana Kleidersammlung GmbH sammelt seit 1988 gebrauchte Kleider und Schuhe.  Sie werden nach Rubriken sortiert: Normal, Schuhe, Vintage und Trend.

Ist die Ware defekt wird sie entsorgt oder nach Afrika geschickt. Die Kette ist auf die Spenden angewiesen. Die Preise für die Kleidungsstücke werden von Humana bestimmt, sagt Stüker. „Es gibt keine Listen.“ Dieser Store sei einer der teureren, weil er mitten in einem Touristen-Eck ist. Einmal im Monat würde ein Vintage-Meeting von Humana stattfinden.

„Das hat etwas von Freilebergeist.

Klamotten, die nur du dann hast, so etwas findet man nicht im H&M.“

Thea Stüker

Stüker erkzählt, dass sich die Läden von schwedischen Humana Stores, Zeitschriften, Magazinen, Fotos und Exemplaren inspirieren lassen. Die junge Frau fasst Second Hand so zusammen: „Das hat etwas von Freilebergeist. 50er, 80er: Klamotten, die nur du dann hast, so etwas findet man nicht im H&M.“ Die 28-Jährige hat Modedesign und Kostümgeschichte gelernt. „Mein Opa war Schneider und ich habe mir sein Wissen angeeignet.“ Wissen, das ihr im Arbeitsalltag weiterhilft.

Derzeit ist die Mode der 90er Jahre angesagt. Deshalb finden sich auch viele Klamotten aus dieser Zeit im Humana Store wieder.

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1 Kommentar

Den eigenen Stil finden - so gehe ich vor 22. Juni 2024 - 3:34

[…] *Note: Ich kann Kisura nicht empfehlen. Ich hatte bestimmt 3 oder 4 Boxen und in jeder waren zu viele Teile dabei, die entweder nicht gepasst haben oder mir nicht gefallen haben. Am liebsten shoppe ich immer noch auf die alte Art und Weise: Ich gehe in den Laden. Ich vermeide jedoch Fast Fashion, so gut es geht. Warum? Das erfährst du unter anderem in diesem Post. […]

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