Es gibt Situationen, die viel abverlangen und uns Kraft kosten. Vielleicht auch Überwindung. Oder gute Argumente. Oder einfach den Mut, für sich selbst einzustehen. Wenn wir es in solchen Momenten nicht schaffen, wir selbst zu sein, wahrgenommen zu werden, schlicht selbstbewusst aufzutreten, dann fühlen wir uns schlecht. Was wiederum unser Selbstwertgefühl beeinflusst.
Im Nachhinein ist man immer schlauer. Aber im Nachhinein ist es oft zu spät. Ich muss zugeben, ich bin weder extrem introvertiert noch extrovertiert. Irgendwas dazwischen. Aber es gab in der Vergangenheit Situationen, da hätte ich gerne meinen Mund aufbekommen.
Ich bewundere solche Menschen. Die einfach Freischnauze äußern, was ihnen auf dem Herzen liegt. Und genau davon wollte ich mir eine Scheibe abschneiden.
Ich trenne die Begriffe Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl bewusst voneinander, wenn ich davon spreche. Denn man kann ein mieses Selbstwertgefühl haben, aber trotzdem auftreten, als wär man der größte Babo. Für mich ist es deshalb wichtig, beides zwar getrennt voneinander zu betrachten, aber zugleich an beidem zu arbeiten: Ein gutes Selbstwertgefühl zu haben – sich selbst einen hohen Wert beizumessen – und selbstbewusst aufzutreten – sich seiner selbst bewusst zu sein.
Ich bin inzwischen 31 Jahre alt und kann behaupten, ein starkes Selbstwertgefühl zu haben. Das ist viel fundamentaler als ein hohes Selbstbewusstsein. Aber auch Letzteres konnte ich über die Jahre steigern. Wie ich es geschafft habe, beides zu pushen, erfährst du in diesem Blogbeitrag.
Ich spreche dabei aus meiner eigenen Erfahrung mit konkreten Tipps, aber auch Situationen, die mir geholfen haben. Wenn du noch einen Rat hast, wie man selbstbewusster wird oder sein Selbstwertgefühl steigern kann, schreibe es bitte in die Kommentare!
Tipps für ein besseres Selbstwertgefühl
Das Selbstwertgefühl ist etwas, das sich im Innern abspielt. Etwas, das die meisten Menschen von außen nicht wahrnehmen. Dinge aus der äußeren Welt werden niemals dazu beitragen, das Selbstwertgefühl zu steigern. Das passiert im Kopf. Es ist eine Einstellungssache, etwas Mentales. Es ist die Kunst, sich selbst zu lieben. Aber wie liebt man sich selbst? Wie kann man sich selbst lieben, wenn man Dinge an sich nicht mag? Ich liebe doch auch keine Menschen, die ich im Grunde nicht ausstehen kann.
Und genau hier muss man ansetzen. Es gibt zwei grundlegende Pfeiler, auf die du aufbauen kannst:
1. Akzeptiere Dinge, die du nicht ändern kannst
Es gibt einfach Gegebenheiten, auf die du keinen Einfluss hast. Seien das Dinge, die dein Äußeres betreffen oder Charaktereigenschaften. Klar, heutzutage kann man sich unters Messer legen und schnell Dinge an sich ändern. Aber das wird nichts am Selbstwertgefühl ändern, wenn sich das Mindset, mit dem man sich selbst tagtäglich begegnet, nicht ändert.
Warum sonst gibt es Menschen mit einer krummen Nase, dicken Oberschenkeln und dünnen Lippen, die sich trotzdem lieben, wie sie sind? Sie setzen ein schönes Äußeres nicht mit der Fähigkeit gleich, sich selbst zu lieben. Sie tun es, weil es in ihrem Inneren harmoniert.
2. Ändere Dinge, die du ändern kannst
Ändere Dinge, die du ändern kannst. Und damit meine ich dein Mindset. Nicht dein Äußeres oder deinen Charakter. Sondern die Art, wie du über dein Äußeres und deinen Charakter denkst. Folgende Dinge haben mir geholfen, anders über mich zu denken.
Hör auf, schlecht über dich zu denken und zu reden
Wenn du dich dabei erwischt, wie du dich selbst kritisierst, halte kurz inne. Sage dir Stop. Spreche es am besten laut aus. Und dann formulierst du den eben ausgesprochenen Satz um.
Ich habe früher oft bei Kleinigkeiten, die daneben gingen, gesagt: oh man, bin ich dumm. Wenn man das oft genug wiederholt, glaub man es irgendwann. Es ist wie mit Affirmationen. Statt immer Negatives zu wiederholen, müssen wir anfangen, Positives zu wiederholen.
Anstelle von: oh man, bin ich dumm. Sagst du (in Gedanken): Stop. Nein, ich bin nicht dumm. Ich bin intelligent. So ein Missgeschick kann jedem mal passieren.
Mittlerweile habe ich mein Gehirn so trainiert, dass ich mich kaum noch selbst kritisiere. Kaum noch, weil ich noch selbstkritisch gegenüber meiner eigenen Leistung bin. Bei der Arbeit oder beim Bloggen neige ich zu Perfektionismus. Aber die Selbstkritik ist konstruktiv und ich komme damit gut zurecht. Es bringt mich ja auch weiter.
Nur kritisiere ich nicht mehr mein Äußeres oder stelle meine Intelligenz infrage. Warum auch? Was bringt mir das?
Ich sage mir Dinge wie: heute siehst du toll aus. Oder: ich gefalle mir. Eigenlob stinkt gar nicht. Fühlt sich supi an.
Das kann eine Weile dauern, bis man dieses Mindset verinnerlicht hat. Aber es hilft ungemein, einen liebevollen Blick auf sich selbst zu werfen.
Sperre Neid und Missgunst in eine Kiste und wirf den Schlüssel weg
Wenn ich etwas nicht leiden kann, dann sind es Menschen, die schlecht über andere Menschen reden. Es ist okay, mit der besten Freundin über jemand anderes mal zu tratschen. Aber böswillig tatsächlich über jemanden zu reden, ohne in seiner Haut zu stecken, finde ich gemein. Vor allem, wenn man neidisch auf jemanden ist und demjenigen etwas nicht gönnt.
Diese Art von Gerede spiegelt nur die eigene Unzufriedenheit mit sich und seinem Leben wider. Wenn du dich also dabei erwischt, wie du schlecht über andere redest, halte inne und frage dich, ob das nicht ein Ausdruck deiner eigenen Unzufriedenheit ist und was du daran ändern kannst. Änderst du dich selbst, wirst du auch merken, dass der Neid verschwindet und du dich für andere freuen wirst, statt Missgunst zu empfinden.
Rede und denke Gutes über dich, aber eben auch über andere. Ein Kompliment tut nicht nur deinem Gegenüber gut, sondern gibt auch dir ein gutes Gefühl.
Begib dich in Situationen außerhalb deiner Komfortzone
Situationen und Momente zu meistern, von denen wir glauben, sie nicht zu schaffen, können das Selbstwertgefühl unglaublich steigern. Dazu zählen die bestandene Prüfung, aber auch alltägliche Dinge.
Ich erzähl dir kurz von einer Situation. Ich habe einen stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Fühle ich mich ungerecht behandelt oder sehe, dass andere ungerecht behandelt werden, werde ich wütend. Diese Wut hat mir geholfen, meinen Mund aufzubekommen, als es darauf ankam.
Mein Mann und ich standen mit dem Auto in der Schlange zum Recyclinghof. Die Zufahrt erfolgte über eine Seite, nämlich dort, wo sich die Schlange gebildet hatte. Der Gegenverkehr musste also bis ans Ende der Schlange fahren, wenden, und sich einordnen.
Jemand aus dem Gegenverkehr hatte aber keine Lust sich hinten anzustellen. Also fuhr er uns vor der Nase rein. In dem Moment habe ich entschieden: wenn wir stehen, steige ich aus dem Auto und sage etwas. Manch einer würde jetzt denken: boah was für ne Banalität. Aber ich empfand das als so ungerecht, dass es mir wichtig war, etwas zu sagen.
Ich stieg also aus dem Auto mit knallrotem Kopf und schnellem Herzschlag, sah die Person an und schrie quer über den gesamten Recyclinghof: Entschuldigen Sie, finden Sie das etwa in Ordnung, einfach reinzufahren? Ich nicht! Wir alle müssen anstehen und warten!
Kaum hatte ich etwas gesagt, stimmten andere Leute mit ein: Ja, ich finde das auch nicht in Ordnung. Plötzlich wusste ich: ich denke nicht als einzige, dass das ungerecht war.
Der Mann hatte angefangen, etwas vor sich herzumurmeln, aber Kontern konnte er nicht. Vermutlich wusste er selber, wie scheisse das von eben gewesen war. Er war so schnell weg, wie er kam. Und ich hoffe insgeheim, er fährt nie wieder von der falschen Richtung rein haha.
Aber wisst ihr, wie gut sich das angefühlt hat, einfach nur seine Meinung zu äußern? Und dabei auch noch unterstützt zu werden? Dabei wäre es mir egal gewesen, wenn der Mann sich dazu noch geäußert hätte. Denn ich wusste: ich habe gesagt, was ich sagen wollte. Und seither habe ich keine Hemmungen mehr, meine Meinung zu äußern.
Nur wegen dieser einen Situation. Denn in diesem Moment habe ich gelernt: ich kann etwas sagen, ohne dabei zu sterben, übertrieben gesagt. Zu wissen, dass ich mit dieser Situation umgehen kann, war alles, was mir gefehlt hatte.
Ich kann dich nur dazu ermutigen, deinen Mund aufzumachen, wenn dir etwas wichtig ist. Und dabei sollte dir egal sein, was dein Gegenüber von dir denkt, solange du niemandem Schaden zufügst, respektvoll und objektiv bleibst.
Verschwende keinen Gedanken daran, was andere von dir denken KÖNNTEN
Lies diesen Satz nochmal. Allein das Wort ,könnten‘ beschreibt, was das Problem ist. Du wirst niemals herausfinden, was eine Person von dir denkt, außer du fragst sie konkret danach. Noch sind wir keine Gedankenleser. Statt dir also auszumalen, was jemand anderes, rein hypothetisch über dich denken könnte, lass es lieber und verwende die Kraft, dich auf das zu konzentrieren, was dir wichtig ist und dir Spaß macht.
Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand wirklich etwas Dummes über dich denkt, ist nämlich – realistisch betrachtet – ziemlich gering. Die meisten Leute interessieren sich nämlich gar nicht für dich, so bitter das klingt. Oder stelle dir vor: die Leute denken positiv von dir. Denn das kann genauso eine Realität sein. Wenn du also die Wahl hast – denn du entscheidest darüber, was du denkst – positiv oder negativ zu denken, entscheide dich lieber für das Positive!
Interpretiere nicht so viel
Mein Selbstwertgefühl war früher so schlecht, dass ich immer davon ausging, die Leute wollen mir was Böses. Warum sollten sie mir auch was Gutes wollen, wenn ich mir selber nichts Gutes will?
Das zu ändern, ist ein Gamechanger, aber es kostet viel Arbeit. Man muss auch hier immer wieder innehalten, bevor man zu schnell antwortet. Gehe bei Kritik und bei normalen Aussagen, immer vom Guten aus.
Bei Kritik kann das folgender Gedanke sein: die Person kritisiert mich konstruktiv, es hilft mir, weiterzukommen.
Bei alltäglichen Dingen kann das sein: Person X hat eine Aussage getätigt, ich gehe davon aus, dass das wohlwollend gemeint ist.
Denke dir einfach immer in erster Linie: jeder ist dir gegenüber wohlwollend eingestellt. Niemand will dir von vorneherein etwas Böses. 1. Du interpretierst nichts mehr hinein, wo nichts ist, wenn dir jemand wohlwollend entgegenkommt. 2. Du gehst viel gelassener mit Situationen um, auch wenn dir gegenüber mal jemand nicht wohlwollend ist.
Wenn tatsächlich jemand persönlich wird und mich mutwillig kränken will, denke ich mir immer: diese Aussage hat nichts mit mir zu tun. Sie sagt nur etwas über mein Gegenüber aus. Das hilft mir enorm. Weil es einfach stimmt.
Mit diesem Mindset lebt es sich so viel einfacher. Und es ist bereichernd fürs Selbstwertgefühl.
Vergleiche dich nicht mit anderen, denn du bist unvergleichbar
Jeder Mensch ist einzigartig. Jeder Mensch trägt sein eigenes Päckchen. Es macht keinen Sinn, sich mit anderen zu Vergleichen. Konzentriere dich lieber auf dich und deine Ziele. Solange du zufrieden mit dir selbst und im Reinen mit dir bist, kann dir egal sein, was andere machen.
Wenn man das Ganze nüchtern betrachtet, wird es immer jemanden geben, der besser, hübscher, intelligenter ist als du. Seh die Personen lieber als Inspiration. So entwickelst du dich immer weiter und bleibst nicht an einem Punkt im Leben stehen.
Sag Tschüss zu toxischen Menschen
Was gibt es Schlimmeres für das eigene Selbstwertgefühl als Menschen, die einen ständig runterziehen? Egal ob bewusst, unbewusst oder sogar unterbewusst. Das brauchst du nicht im Leben. Eine Trennung tut zwar weh. Aber lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.
Wie sagte mal ein Verwandter zu mir: In die Toilette werfen, runterspülen, und nicht bereuen.
Ziehe aus jedem Fehler eine Lehre
Jeder macht Fehler. Das ist menschlich. Es ist jedoch eine Kunst, richtig damit umzugehen. Man kann sich tagelang damit beschäftigen, was man gesagt oder getan hat oder was man hätte anders machen können. Aber das Gesagte liegt in der Vergangenheit und die Zeit lässt sich meines Wissens nach noch nicht zurückdrehen.
Verschwende deine Gedanken also nicht daran, was zurückliegt. Und ganz ehrlich: selbst wenn du glaubst, dies oder jenes wäre in einer Situation besser gewesen: vermutlich bist du die oder der einzige, der noch einen Gedanken daran verschwendet. Die anderen haben das schon längst vergessen.
Lösche Social Media
Nach meinen Flitterwochen 2020 hatte ich Instagram für ein Jahr lang von meinem Handy gelöscht und somit nicht genutzt. Diese Zeit war so prägend für mich und ich würde es jederzeit wieder tun, wenn ich Instagram nicht dafür nutzen würde, Kontakt zu meinen Freunden in Südkorea zu halten.
Es kommt hierbei immer darauf an, was für einen Einfluss Instagram auf dich nimmt. Das mag bewusst oder unbewusst passieren, aber wenn du dich auch nur einen Augenblick lang schlecht fühlst, wenn du die App nutzt, ist das ein Zeichen dafür, dass es Gift für deine mentale Gesundheit ist.
Instagram ist für mich seither wirklich vor allem eines: Eine App, mit der ich mit meinen Freunden kommunizieren kann. Ich poste sehr selten Fotos. Noch öfters poste ich eher in der Story, dass ein neuer Blogpost erschienen ist haha.
Wenn du auf Instagram ständig hübschere Menschen siehst, die tollere Reisen machen und ein perfektes Leben führen, führe dir vor Augen, dass das meiste für diese Platform gefakt wird. Entweder es ist von vornherein gestellt und hat nichts mit der Realität zu tun („Do it for the gram“) oder es ist so stark bearbeitet und mit Filtern überzogen, dass es mit dem echten Foto nichts mehr zu tun hat. Jeder postet eben nur das perfekte Bild und nicht das mittelmäßige.
Ich habe mir damals vor allem folgende Fragen gestellt:
- Wer bin ich ohne all das?
- Was bringt mir das?
- Was sind wirklich wichtige Dinge in meinem Leben?
Abgesehen davon, dass Instagram toxisch sein kann und es mittlerweile vollkommen überflutet ist mit Werbung, ist es auch ein unglaublicher Zeitfresser. Und am Ende fragt man sich: Was hat mir das jetzt gebracht? Dann mache ich in der Zeit doch lieber Yoga oder lese ein Buch…
Ich hoffe, ich kann diesen Artikel noch fortführen mit euren Tipps! Im Moment sind meine ausgeschöpft.
Ich hoffe sehr, dass ich dir weiterhelfen kann und der Text etwas mit dir macht. Denke immer daran: dich gibt es nur einmal und du wurdest perfekt geschaffen.
Ich kann dir außerdem den Youtube Account von Tam Kaur empfehlen. Sie lädt englische Videos unter anderem zu den Themen Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl hoch.
Fühl dich gedrückt.
Deine Patricia